Stille Geburt
Falls Sie Ihr verstorbenes Kind noch in sich tragen und es zur Welt bringen werden, möchten wir Ihnen einige bewährte Erfahrungen mitgeben.
In den meisten Fällen wird eine natürliche Geburt angestrebt und von einem Kaiserschnitt abgeraten. Reden Sie mit Ihrer Hebamme und Ihrer Ärztin bzw. Ihrem Arzt und besprechen Sie den Geburtsverlauf. Äussern Sie Ihre Wünsche, Ängste und Unklarheiten. Lassen Sie sich Zeit, es gibt zumeist keinen medizinischen Grund für Eile.
Wenn die Geburt Ihres Babys medikamentös eingeleitet wird, dauert es oft viele Stunden, bis die Geburtswehen beginnen. Sprechen Sie mit dem behandelnden Team, ob Sie das Spital nach der Diagnosestellung nochmals verlassen können und wann für Sie der richtige Zeitpunkt gekommen ist, die Wehen einzuleiten.
Die Zeit bis zur Geburt kann sehr lange dauern. Lassen Sie sich von jemandem begleiten (Partner, Familienangehörige, Freunde, …). Nützen Sie diese Stunden, um Vorbereitungen für die Zeit nach der Geburt zu treffen (Babykleidung zum Anziehen, Kerzen, Fotoapparat). Wenn Sie Ihr Kind segnen oder nottaufen lassen möchten, wenden Sie sich bitte an die Spitalsseelsorge.
Unserer Erfahrung nach ist es von grosser Bedeutung, dass Sie Ihr Kind begrüssen, es ansehen, kennenlernen und in den Arm nehmen. So können Sie sich auch von Ihrem Kind verabschieden. Verbringen Sie so viel Zeit mit Ihrem Kind, wie Sie möchten. Wenn für Sie der richtige Zeitpunkt gekommen ist, können Sie Ihr Kind in Hebammenhände geben. Aus langjähriger Erfahrung mit betroffenen Eltern wissen wir, dass niemand bereut, sein Kind gesehen und gehalten zu haben.
Wenn Sie sich nicht trauen, Ihr Kind anzusehen, so können Sie eine vertraute Person bitten, es für Sie zu tun und ein Foto zu machen, das Sie später anschauen können. Erinnerungen wie ein Fuss- oder Handabdruck, eine Haarlocke oder das Tuch, in das Ihr Baby eingewickelt war, erleichtern Ihnen den Trauerprozess ebenfalls.
Damit Ihr Kind eine eigene Identität und einen guten Platz in Ihrem Leben und in Ihrer Familie bekommt, empfehlen wir Ihnen sehr, Ihrem Sohn bzw. Ihrer Tochter einen Namen zu geben. Es ist eine Erleichterung im Gespräch und in Ihrer Erinnerung, den Namen Ihres Kindes verwenden zu können. Die Namensgebung für Ihr Kind kann im Rahmen einer Segnung oder Nottaufe stattfinden, sie kann aber auch ihr ganz eigenes Ritual sein und kann von Ihnen selbst oder von der Hebamme durchgeführt werden.
Wenn Sie bereits Kinder haben, empfehlen wir Ihnen, dass Sie diese miteinbeziehen. Da Kinder einen ganz natürlichen Umgang mit dem Tod haben, wünschen sie meistens, ihr Geschwisterchen kennenzulernen.
«Wenn ein Kind tot zur Welt kommt, ist es eine stille Geburt, eine lautlose Geburt, denn dieses Kind verkündet nicht mit dem ersten Schrei seine Ankunft in der Welt.» Michaela Nijs